14.03.21
Artemisia Annua – Die traditionelle Heilpflanze
Die botanischen Merkmale der Artemisia Annua
Die Artemisia Annua ist eine krautige Pflanze. Sie gehört zur Pflanzengattung Artemisia aus der Familie der Asteraceae (Korbblütler). Der Namenszusatz „Annua“ leitet sich von dem lateinischen Wort „annus“ mit der Bedeutung „das Jahr“ ab, da die Heilpflanze zu den einjährigen Pflanzen zählt. Im Deutschen wird sie deshalb auch einjähriger Beifuß genannt. Ein besonders auffälliges Merkmal der Heilpflanze ist ihr aromatischer, süßlicher Duft.
Die in Deutschland bislang vor allem als Unkraut bekannte Artemisia Annua erreicht eine Höhe von 50 bis 150 Zentimetern und zeichnet sich durch ihre gelbgrünen, körbchenförmigen Teilblütenstände mit einigen gelben Röhrenblüten aus, die in einem rispigen Gesamtblütenstand angeordnet sind. Die Blattzipfel der zwei- bis dreifach gefiederten Laubblätter sind kammförmig gesägt, während die Stängel der Heilpflanze meist vollkommen kahl sind.
Das Vorkommen der Artemisia Annua
Beheimatet ist die Artemisia Annua in den sommerwarmen Gebieten Eurasiens. So lässt sie sich in China, Nord-Indien und dem Irak ebenso wie in südosteuropäischen Ländern wie Albanien, Rumänien und Bulgarien finden – wobei sich die Heilpflanze in Südosteuropa vor allem durch menschliche Einflussnahme etablieren konnte.
Einige Vorkommen gibt es ebenfalls in der Südschweiz. Sehr selten kommt die Heilpflanze aber auch in Lichtenstein, der italienischen Provinz Südtirol sowie in Niederösterreich, Salzburg und Wien vor.
In Deutschland wächst die Artemisia Annua gemeinsam mit Sisymbrion oder Chenopodion rubri entlang der Elbe. Die Heilpflanze kommt vor allem in den jährlichen Spülsäumen vor, wo sie auf dem trockengefallenen Elbufer wächst, wenn das winterliche Hochwasser abgelaufen ist.
Artemisia Annua in der Traditionellen Chinesischen Medizin
Schon seit vielen Jahrhunderten ist die Artemisia Annua ein wichtiger Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Er dient hier vor allem zur Linderung von Malaria. Im Jahr 2002 wurde die Heilpflanze von der Weltgesundheitsorganisation WHO als Heilmittel gegen Malaria bestätigt. Grund dafür ist eine in den Siebziger Jahren durchgeführte Studie, die eine erfolgreiche Behandlung von Malaria mit dem in der Artemisia Annua enthaltenen Wirkstoff Artemisinin wissenschaftlich belegen konnte. Veröffentlicht wurde diese Studie von der Wissenschaftlerin Tu Youyou, die für diese Entdeckung im Jahr 2015 mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet wurde.
Im Rahmen der Malaria-Behandlung mit der Artemisia Annua wird der Wirkstoff Artemisinin gemeinsam mit dem Derivat Artemether verabreicht. Durch den, bei dieser Erkrankung auftretenden, hohen Bluteisenanteil zerfällt der in der Heilpflanze enthaltene Wirkstoff in diverse freie Radikale, sobald er in den Blutkreislauf gelangt. Die freien Radikalen greifen die Malaria-Zellen an und töten sie ab.
Allerdings entwickelte der menschliche Körper gegen Artemisinin, wie auch gegen einige andere Wirkstoffe, über Jahrzehnte hinweg eine Resistenz. Daher tritt heute nicht mehr die gewünschte Heilwirkung ein. Aufgrund dessen fokussiert sich die Wissenschaft inzwischen auf weitere Inhaltsstoffe der Heilpflanze, die potenziell zur Bekämpfung von Malaria eingesetzt werden könnten. Erste positive Ergebnisse haben sich bereits in verschiedenen Studien gezeigt.
Artemisia Annua in der Europäischen Medizin
In Europa hat sich die Wissenschaft vor allem auf die Auswirkungen von Artemisinin und anderen Inhaltsstoffen der Heilpflanze auf Krebserkrankungen hin untersucht. In verschiedenen Studien konnte bislang nachgewiesen werden, dass die Inhaltsstoffe der Artemisia Annua eine wachstumshemmende Wirkung auf verschiedene Tumorzellen haben können. Bis dato gibt es zu dieser Wirkungsweise allerdings keine großflächigen klinischen Studien, weshalb der derzeitige Kenntnisstand gemäß der Einschätzung einer unabhängigen Expertengruppe noch nicht ausreicht, um die Heilpflanze außerhalb von klinischen Studien als Mittel zur Krebsbekämpfung einzusetzen.